Venlo/ Viersen, 23. Juli 2020

 

Einer der wichtigsten Indikatoren für ein gesundes Gebäude ist ein gesundes Raumklima. Denn verschmutzte Luft hat einen erheblichen negativen Einfluss auf die menschliche Gesundheit. Aber wie sorgt man für ein gesundes Raumklima? Und was genau versteht man darunter? Wir haben in den vergangenen Monaten eine Reihe von Blogs zu diesem Thema geschrieben. Wir haben für Sie die wichtigsten zusammengetragen:

 

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Viersen/ Venlo, 21 juli 2020

Gesunde Schulen sind ein erstes Lebensbedürfnis!

„Kinder lernen nicht nur in Schulen, sondern sie entwickeln sich dort auch persönlich – mental und körperlich. Diese Entwicklung hat große Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Gesundheit und somit für ihr weiteres Leben. Deswegen ist es so wichtig, dass Schulen ein gesundes Umfeld bieten! Und genau solche gesunden Gebäude wollen wir mit dem Healthy Building Network realisieren. Studien der Universität Maastricht sind dabei für uns die wissenschaftliche Grundlage. Die vielen Kontakte zwischen Behörden, Unternehmen und edukativen Einrichtungen schieben Innovationen an und sorgen dafür, dass gesunde Gebäude tatsächlich realisiert werden.

In diesem Beitrag möchte ich verdeutlichen, warum wir verstärkt auf gesunde Schulen setzen sollten und wie wir solche Schulgebäude realisieren können. Am Anfang steht immer der Mensch: er muss begreifen, dass das Raumklima innerhalb eines Gebäudes wichtig ist. Die Menschen müssen verstehen, dass unsere Kinder eine gesunde Schule benötigen, um sich gut entwickeln zu können. Die Generation der Zukunft verdient gesunde Schulgebäude! Dafür können wir gemeinsam sorgen. Die Frage ist. Was können Sie dazu beitragen?

Warum ein gesundes Schulgebäude?

In Europa und Amerika verbringen ungefähr 90 Prozent der Menschen ihre Zeit in einem Gebäude. Wir wohnen in einem Haus, wir arbeiten in Gebäuden, und unsere Kinder werden in Gebäuden unterrichtet. Das bedeutet, dass wir ziemlich oft ungesunder Luft ausgesetzt sind.

Studien zeigen, dass die Schadstoffkonzentrationen (Gase, Feinstaub etc.) in geschlossenen Räumen manchmal um das Fünffache höher sind als im Freien. Und die Menschen, die besonders anfällig für die negativen Auswirkungen von Luftverschmutzungen sind (etwa Kinder, ältere oder kranke Menschen), verbringen häufig noch mehr Zeit in geschlossenen Räumen.

In den vergangenen Jahren sind die Schadstoffkonzentrationen leider immer weiter gestiegen. Wir bauen energieeffizient, sorgen für wenig Belüftung oder warten die Filter nicht gut. Darüber hinaus setzen wir Materialien ein, die Schadstoffe in der Luft freisetzen. Denken Sie hierbei an Putzmittel, synthetische Baustoffe, Klebstoffe und Farben, synthetische Lufterfrischer oder an brandhemmende Stoffe in Möbeln usw.

Diese Faktoren treten in all unseren Gebäuden auf. Bedenkt man allerdings, dass sich schadstoffbelastete Luft ohne ausreichende Ventilation im untersten Meter eines Gebäudes anreichert, so wird einem klar, was das für unsere Kinder bedeutet.

Luftholen und Durchatmen ist unter solchen Bedingungen kein positiver Faktor für die Gesundheit.

Umzug in ein gesundes Gebäude

In einer Studie der Universität Maastricht, Moving to Productivity, wurde festgestellt, dass ein Umzug in ein gesundes Gebäude zu einer Abnahme von 42% der sick-building-bezogenen Beschwerden führt. Man bedenke, was dies für Schulkinder bedeuten würde. Die Plattform “Gezondheidsnet” schreibt das folgende in Bezug auf das Sick-Building-Syndrom:

“Das Sick-Building-Syndrom kann zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, trockenen Augen, Halsschmerzen, trockener Haut, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und einem Gefühl von Übelkeit und Schwindel führen. Die schlechte Luftqualität kann darüber hinaus Asthma und Allergien verschlimmern. Bei einem Besuch des Gesundheitsamtes im Rahmen des Projekts “Binnenmilieu Basisscholen” stellte sich heraus, dass die abgestandene Luft in der Klasse die Leistungen der Schüler nachweislich verschlechtert.”

Was also können wir erreichen, wenn die Schulkinder in ein gesundes Gebäude umziehen können?

  • Einen Beitrag zur Gesundheit der Kinder leisten;
  • Weniger Atemwegsbeschwerden wie Asthma;
  • Bessere Konzentrationsfähigkeit;
  • Weniger Stress für Lehrkräfte, die ungestörter arbeiten können;
  • Bessere Leistungen.

Lasst uns gemeinsam ein Bewusstsein hierfür schaffen!

Um die Auswirkungen eines gesunden Gebäudes auf die Leistungen von Schulkindern beziffern zu können, erforscht die Universität Maastricht über einen Zeitraum von fünf Jahren bei 10.000 Kindern Phänomene mit dem Ziel, die aufgestellten Thesen verifizieren zu können. Sensoren messen dabei im Laufe der Studie verschiedene Faktoren in den Klassenräumen. Die Absicht der Studie ‘Indoor Environmental Quality and Learning Outcomes’ ist öffentlich einsehbar.

Kann eine Schule gesund sein?

Dass ein gesundes Schulgebäude gar nicht so schwer zu verwirklichen ist, zeigt sich am Beispiel der Grundschule “De Zuidstroom” in Venlo. Hier strömt andauernd gereinigte Luft mit der richtigen Temperatur hinein. Auf dem Boden liegt ein C2C-zertifizierter Teppich, der Feinstaub absorbiert. Hier werden die Kinder auf eine gesunde Zukunft für sich selbst und ihre Umgebung vorbereitet.

Nachstehende Auflistung zeigt, welche Aspekte ein gesundes Schulgebäude ausmachen:

  • Ausreichende Belüftung (zum Beispiel eine Art Luftzirkulation wie sie in einem Termitenhügel vorherrscht), die den Luftstrom auf eine natürliche Art und Weise durch das Gebäude leitet, so dass so wenig wie möglich an Energie hierfür benötigt wird;
  • Gesunde und sichere Materialien mit so wenig chemischen Ausdünstungen wie möglich;
  • Pflanzen und Wasser, um das Raumklima zu beeinflussen;
  • Große Fenster für ausreichend Tageslicht, mit Abschattungsanlage als Hitzeschutz;
  • Fenster, die zum Zwecke der Frischluftzufuhr geöffnet werden können;
  • Akustische Maßnahmen, zum Beispiel absorbierende Systemdecken, absorbierende Wände sowie Raumteiler, Pflanzen und andere Materialien;
  • Harmonische Proportionen und Formen;
  • Aktive Architektur, die Kinder dazu animiert, sich zu bewegen;
  • Vielfalt an Materialien, Texturen, Formen und Farben.

Finanzielle Machbarkeit

Es ist ein großer Mythos, dass gesund bauen teuer ist. Das stimmt nämlich nicht. Die Anfangsinvestition kann zwar etwas höher sein, auch wenn sich diese in den meisten Fällen noch in Grenzen hält. Wenn wir sämtliche Budgets getrennt betrachten, werden wir per Saldo sogar schwarze Zahlen schreiben.

Auf die finanzielle Machbarkeit haben verschiedene Elemente Einfluss, über die bisher noch nicht in der Gestalt nachgedacht wird:

  • Eigentümer gesunder Gebäude müssen nicht zwangsläufig Eigentümer aller Materialien und des Inventars sein. Das wirkt sich positiv auf die Kosten für die Unterhaltung des Gebäudes sowie auf den Restnutzungswert des Gebäudes aus und man kann sicher sein, ein gut durchdachtes Produkt von einem Hersteller zu bekommen, der für den Gebrauch und den Verbrauch (zum Beispiel Energie) der Produkte verantwortlich bleibt;
  • Langfristige Folgekosten schlechter Lernergebnisse sind nach heutigem Stand der Dinge noch nicht gut zu beziffern, aber sie sind nachweislich vorhanden und qualifizierbar;
  • Krankheitsbedingte Kosten bei Lehrern. Sick-Building-Beschwerden, Burn-Out;
  • Kosten für Nachhilfestunden für Kinder, die viel mehr unter ADHS-artigen Symptomen und Konzentrationsstörungen leiden;
  • Kosten für die Bekämpfung von Adipositas bei Kindern;
  • Gesellschaftliche Kosten und gesundheitliche Langzeitfolgen;
  • Darüber hinaus ist es so, dass innovative gesunde Materialien mit zunehmender nachfrage erschwinglicher werden. Denn, je mehr gesunde Gebäude entstehen, desto bezahlbarer werden die Lösungen, diese zu realisieren.

Jeder kann einen Beitrag leisten

Bei der Umgestaltung von Schulen zu gesunden Gebäuden kann jeder einen Beitrag leisten.

Sobald ein (bestehendes, konventionelles) Gebäude modernisiert werden muss, könnten Kommunen den Aspekt gesunder Schulgebäude aufgreifen. In diesem Fall kann in der Ausschreibung gefordert werden, dass das Projekt “gesund” ausgeführt wird. Hierbei kommt es darauf an, den Architekten, Bauunternehmen und Materiallieferanten die richtigen Vorgaben zu machen.

Schulleiter können ihre zuständige Schulbehörde (Schulamt, Bildungsdezernent etc.) darauf ansprechen, dass sie in einem gesunden Gebäude bessere Leistungen erzielen können. Schulleiter können sich zum Beispiel auch zusammenschließen und das Bildungsministerium mit den Anforderungen an Schulgebäude im Hinblick auf das Thema Gesundheit konfrontieren.

Auch können Lehrkräfte sich mit Eltern zusammenschließen. Sie können Forderungen an die Schulleitung, die Kommunen und Ministerien formulieren.

Architekten und Bauunternehmer können Botschafter des gesunden Bauens werden und die Lösungen praxisnah umsetzbar machen. Es sind auch Eure Kinder, die ein gesundes Schulgebäude verdienen!

Hersteller können Business-Cases für die Arbeitsweisen und Materialien erstellen, die dazu beitragen, dass Gebäude gesund werden.

Eltern können die Diskussion im Hinblick auf gesunde Schulgebäude innerhalb ihrer Schule und Kommune lostreten.

Auch Kinder können ihren Beitrag leisten. Angesichts der vielen Klimaproteste hat sich bei ihnen inzwischen mehr und mehr im Bewusstsein verankert, dass wir in der Welt vor wegweisenden Entscheidungen stehen. Und ein gesundes Gebäude trägt hier wesentlich zu bei.

Fazit

Gesunde Schulgebäude sollten in unseren bebauten Gebieten Priorität haben, denn unsere Kinder sind unsere Zukunft. Gesunde Schulen tragen maßgeblich zur Gesundheit von Kindern bei. Es ist möglich, gesunde Schulen zu bauen. Praxisbeispiele gibt es, und diese stehen sogar für Besucher offen. Jeder kann also dazu beitragen, dass gesunde Schulen zur Normalität werden. Sprechen Sie miteinander darüber. Lasst uns die Schulen umbauen! Lieber heute als morgen.


Geschrieben von: Desiree Driesenaar   | Foto von: De Zuidstroom

Viersen / Venlo, 09. Juli 2020

Ein gesundes Gebäude besteht aus weit mehr als nur aus gesunden Materialien

Gute akustische Bedingungen sind eine wichtige Voraussetzung für unser Wohlbefinden, unsere Produktivität und letztlich auch unsere Gesundheit. Denn: Im Privat- oder Berufsleben sind wir täglich vielerlei Geräusch- oder sogar Lärmquellen ausgesetzt. Einige davon nehmen wir bewusst wahr, andere nur unbewusst. Wieso es sich also lohnt sich mit dem Thema auseinander zu setzen und was Sie auch tun können, erfahren Sie in den folgenden Zeilen.

Gebäudeakustik

In der Gebäudeakustik wird zwischen zwei Bereichen unterschieden: Gebäudeakustik und Umgebungsgeräusche. Unter Gebäudeakustik verstehen wir Raumakustik, Luftschalldämmung, Aufprallschalldämmung und Installationsgeräusche.

  • Schalldämmung bezieht sich auf die akustischen Eigenschaften von Bauteilen, Systemen und Materialien im Hinblick auf die Ausbreitung und Übertragung von Schall zwischen verschiedenen Räumen eines Gebäudes. Wesentliche Schalldämmeigenschaften eines Gebäudes werden durch die Gestaltung (und Detaillierung) der Gebäudehülle und der verwendeten Baumaterialien bestimmt. Bei der Schalldämmung werden sowohl Luft- als auch Aufprallgeräusche berücksichtigt.
  • Die Raumakustik befasst sich mit den Aspekten der Schallausbreitung in einem geschlossenen Raum. Dies betrifft wünschenswerte Aspekte wie Sprachverständlichkeit und Schutz vor Lärmbelästigung durch (Lärm-) Quellen innerhalb desselben Raums. Die Oberflächen und die Form des Raumes spielen ebenfalls eine Rolle. Unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks werden Räume durch bestimmte Anwendungen wie schallabsorbierende Decken- oder Wandsysteme akustisch optimiert.
  • Das Installationsgeräusch konzentriert sich hauptsächlich auf die ausreichende Begrenzung des Geräusches durch technische Installationen, damit die Gebäudebenutzer nicht belästigt werden.

Lärm

Lärm ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Wirkung von Schall und Akustik auf den menschlichen Körper geht. Lärm wird definiert als „unerwünschter oder störender Ton“, der normale Aktivitäten wie Arbeit, Schlafen und Kommunikation beeinträchtigt. In einigen Fällen kann Lärm Ihr Gehör schädigen, dies ist jedoch möglicherweise nicht immer der Fall. Lärmbedingte Störungen (Ablenkungen) können zu einer Vielzahl von Einschränkungen führen, selbst wenn die Geräuschpegel relativ niedrig sind. Neben potenziellen Kommunikationsbarrieren kann Ablenkung auch die Leistung und letztendlich die Gesundheit der Benutzer beeinträchtigen.

Menschliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit

Lärm am Arbeitsplatz kann die Gefahr von Unfällen erhöhen und die Leistung und Produktivität der Mitarbeiter, gerade bei schwierigen und komplexen Aufgaben, beeinträchtigen. Kommt es zu einer Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin, reagieren wir mit Stress, Reizbarkeit und allgemeinem Unwohlsein.

Zahlreiche Studien belegen, dass Lärmbelastung die Funktion vieler innerer Organe und Systeme des Körpers verändern. Die Folgen davon können u. a. ein erhöhter Blutdruck und Veränderung der Herzfrequenz sein. Wenn ein Bürogebäude mit Einrichtungen ausgestattet ist, die Benutzer vor unerwünschtem Lärm schützen, ist die durchschnittliche Anzahl von Krankheitstagen nachweislich geringer. Das macht es wirtschaftlich rentabel, da die Personalkosten das größte Kostenelement einer Organisation sind.

Bewusstsein schaffen

Im Sinne eines jeden Einzelnen sollten Gebäude deshalb so konzipiert und ausgestattet sein, dass eine stressmindernde und gesundheitsfördernde Umgebung geschaffen wird. Hierfür stehen vielerlei Lösungen zur Verfügung. Welche das sind und was gerade bei Bestandsimmobilien hilft, erläutern wir Ihnen in den kommenden Wochen ausführlicher.


Quellen Akustik

Foto: Tirachard Kumtanom via Pexels

 

Viersen, 03. Juli 2020

Gute Akustik – ein so bedeutender Faktor, wenn es um allgemeines Wohlbefinden und Lebensqualität geht. Wir haben mit Maximilian Schmitz vom SmartRaumProjekt gesprochen und ihn gefragt, was er unter guter Akustik versteht und was Raumakustik mit Ästhetik und Design zu tun hat.

HBN: Herr Schmitz, was ist Ihre Idee zum Thema „gute Akustik“?

M.F. Schmitz: Ausgehend von meiner langjährigen Hörerfahrung als Mensch, Musiker und Lehrender an der Uni habe ich bemerkt, dass das Thema Akustik nicht die Beachtung erfährt, die es verdient. Wenn man sich vorstellt, dass man seine Augen schließen kann, wenn man unschöne Dinge sieht, aber seine Ohren nicht einmal verschließen kann, wenn man schläft, erscheint es plötzlich ganz logisch, dass diesem Sinn – dem Hörsinn – mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Tägliche Erfahrungen in größeren öffentlichen Räumen, in Büros und Praxen aller Art haben mich zum Nachdenken gebracht. Warum bin ich in dieser alltäglichen Situation auf einmal so gestresst? Warum bin ich viel erschöpfter nach einem Arbeitstag in lauter Umgebung? Schlechter hörende Menschen in ungünstigen akustischen Umgebungen eingeschränkt oder hilflos zu erleben, hat mich darüber hinaus angestoßen.

Eine gute Akustik wirkt also als Faktor in vielen Bereichen: Bei der Arbeit im Büro, wenn man ohne lästige Nebengeräusche von Kollegen, Telefonen und Geräten in Ruhe denken und arbeiten kann. Beim Arzt, wenn man nicht nachfragen muss, was der Arzt oder seine Mitarbeiterin gesagt haben, oder man nicht flüstern muss, weil man aus eigener Erfahrung weiß, dass alle im Warteraum mitbekommen wo es zwickt. Und natürlich in Bereichen, in denen viele Menschen zusammenkommen, wie etwa Foyers oder Restaurants. An solchen Plätzen kann man sich häufig nicht entspannt unterhalten, weil es zu laut ist. Aber gerade dafür sind sie doch gemacht, diese Plätze der Begegnung und des Genusses.

Es geht um Lebensqualität, denn eine gute Akustik wirkt im Ganzen positiv auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit, eine schlechte Akustik bewirkt das Gegenteil. Aus diesen Erkenntnissen heraus ist z.B. die DIN 18041 festgelegt worden, die die Hörsamkeit von Räumen im Zusammenhang mit ihrer Nutzung beschreibt.

HBN: Und was hat Raumakustik mit Ästhetik zu tun?

M.F. Schmitz: Zunächst einmal nichts, leider. Denn das Auge hört mit, wie wir gerne sagen. Aber das Auge dominiert auch bei den abstrakten Bauentwürfen. Es werden ansehnliche Gebäude geplant und gebaut, deren Entwürfe die Betrachter überzeugen sollen. Die visuellen Aspekte sind auf dem Papier offensichtlich, die akustischen dagegen gar nicht. Und so wird sehr oft erst bei Bezug festgestellt, dass da etwas so gar nicht funktioniert, nämlich die Raumakustik.

Unser Ansatz beginnt mit der ästhetischen Integration der raumakustischen Maßnahmen. Das klingt jetzt etwas abgehoben, ist aber vollkommen bodenständig, da physikalische Parameter behandelt werden. Nur eben visuell stimmig, im besten Einvernehmen mit den Kunden und Gegebenheiten. Für die gestalterischen Aspekte ist meine Schwester Sabine zuständig. Sie ist eine hervorragende Innenarchitektin – ich darf das ja sagen. Daher hat sie einen ganz anderen Zugang zur Materie als ich, der ein bekennender Ohrenmensch ist – und wir „zanken“ uns gerne um die Details. Wo Sabine aus ästhetischen Gründen gerne weniger Eingriffe in die Struktur hätte, möchte ich aus akustischen Gründen manchmal mehr. Die Diskussionen ergeben dann letztlich nicht den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern das größte gemeinsame Vielfache!

Das macht Spaß, den Kunden geht es besser und sie sind zufrieden. Und das macht noch mehr Spaß.


Foto: SmartRaumProjekt