BLOG: Healthy Homeoffice 1 – So schaffen Sie sich zuhause Ihren gesunden Arbeitsplatz

by Anastasia Araktsidou, WFG Kreis Viersen

 

Die aktuelle Situation

Die Coronakrise hat in den vergangenen Wochen insbesondere im Bereich der digitalen Transformation viele schlummernde Potenziale freigesetzt. Auch in der Arbeitswelt tut sich einiges: Immer mehr Menschen arbeiten, sofern es ihre Tätigkeit zulässt, gerade teilweise oder ganz von Zuhause aus. Auch ich gehöre zu denjenigen, die ihrer Arbeit jetzt im wöchentlichen Wechsel aus den eigenen vier Wänden heraus nachgehen.

Sowohl in Deutschland, als auch in den Niederlanden ist diese Form des Arbeitens noch kein Standard. Folglich ist in vielen Wohnräumen der Arbeitnehmer kein adäquater, also vollwertig ausgestatteter Arbeitsplatz vorhanden. Die eigenen vier Wände müssen nun ad hoc zum Büro umfunktioniert werden.

In diesem Beitrag möchte ich Ihnen zeigen, was Sie persönlich tun können, um Ihr Zuhause in einen gesunden Arbeitsplatz zu verwandeln. Die Devise unseres Kollegen Piet Eichholtz, Professor an der Universität Maastricht lautet: wirklich produktives Arbeiten ist nur in einer gesunden Umgebung möglich! Davon profitieren nicht nur Sie, sondern letztlich auch Ihr Arbeitgeber!

Auch ich musste ich mich erst einmal auf diese Form des Arbeitens einstellen. Wo und vor allem wie richte ich meinen Arbeitsplatz ein? Und was kann ich tun, um für ein gesundes Arbeitsklima zuhause zu sorgen? Noch vor zwei Jahren hätte ich mir diese Fragen nicht gestellt. Ich hätte morgens meinen Laptop zur Hand genommen um dann an einem gemütlichen Platz mit meiner Arbeit zu beginnen. Heute bin ich schlauer. Seit nun mehr als zwei Jahren arbeite ich für das Healthy Building Network und weiß mittlerweile, welchen Einfluss Gebäude und ihre Einrichtung auf die menschliche Gesundheit, das Wohlbefinden und letztlich auch auf die Produktivität haben können.

Meine bisherige Erfahrung, Umfragen sowie Recherchen zeigen, dass es vielen Menschen aktuell ähnlich geht wie mir früher. Passend zum gegenwärtigen Moment möchte ich Ihnen deshalb in meinem zweiteiligen Blog die wichtigsten Faktoren für einen gesunden Arbeitsplatz zuhause nennen und Ihnen Tipps aufzeigen, wie Sie diesen auch mit wenig Aufwand schnell realisieren können.

Im ersten Teil meines kleinen Ratgebers betrachte ich den recht komplexen Faktor Innenraumklima. Er bildet die Basis für eine gesunde Arbeitsumgebung und wird im Wesentlichen durch folgende Faktoren bestimmt: Gehalt an Kohlenstoffdioxid und flüchtige organische Verbindungen, Luftfeuchtigkeit sowie Temperatur und Hausstaub. Da auch Pflanzen einen Einfluss auf das Innenraumklima haben, möchte ich auch hier kurz auf deren Wirkung eingehen.

Im zweiten Teil des Blogs schließe ich das Thema mit den Faktoren Organisation des Arbeitsplatzes, Pausen, Bewegung und Ernährung ab.

Das Raumklima

Die wichtigste Voraussetzung für ein gesundes Homeoffice ist ein gesundes Raumklima. Und dennoch wird ihm noch viel zu wenig Beachtung geschenkt. Wir verbringen zwischen 80 und 90 % unserer Zeit in geschlossenen Räumen, momentan eher mehr. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Luftqualität in Innenräumen bis zu sieben Mal schlechter ist als die Außenluft.

Aber zunächst einmal- was bedeutet Raumklima eigentlich? Dabei handelt es sich um ein Zusammenspiel von unterschiedlichen biologischen, chemischen und physikalischen Faktoren, die Einfluss auf den Menschen haben können. Klingt kompliziert, aber die gute Nachricht lautet: Diese Faktoren sind weitgehend von uns selbst beeinflussbar. Folglich können wir mit unserem Verhalten einen erheblichen Einfluss auf das Innenraumklima unserer Wohnräume haben und dieses somit rasch verbessern.

Konkret wird die Qualität des Innenraumklimas vor allem durch die chemische Zusammensetzung der Luft, der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur in einem Raum bestimmt. Die jeweiligen Werte hängen dabei im Wesentlichen von der Nutzungsart des Raumes, der Aufenthaltsdauer der Personen und dem Luftaustausch (Luftwechselrate) ab.

Kohlenstoffdioxid (CO2)

Hierbei handelt es sich ein farb- und geruchloses, in der Umgebungsluft natürlich vorkommendes Gas. Wir Menschen emittieren CO2 als Abbauprodukt unserer Atmung in die Luft und verunreinigen somit zu einem erheblichen Teil die Innenraumluft. Seine Konzentration hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Personenanzahl im Raum, Raumvolumen und die Aktivitäten der Raumnutzer. Auch der Faktor Nutzungsdauer spielt eine große Rolle.[1]

Da jetzt fast sämtliche Aktivitäten innerhalb der eigenen vier Wände stattfinden, ist es wichtig, den CO2-Wert in den eigenen Räumen so gering wie möglich zu halten. Denn eine erhöhte Konzentration kann zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsschwäche führen und letztlich so Ihre Produktivität negativ beeinflussen.[2]

Deshalb sollten Sie sämtliche Räume mehrmals täglich lüften, also auch solche, die kaum oder nie benutzt werden und das unabhängig von der Jahreszeit. Wie Sie der Jahreszeit entsprechend richtig lüften, können Sie hier im Detail nachlesen: https://bit.ly/3aPV7ls

VOC

Flüchtige, organische Verbindungen (englisch volatile organic compounds, VOC) sind heute in jedem Wohngebäude zu finden. Dabei handelt es sich um eine Vielzahl synthetischer und natürlicher Stoffe, die schon bei Zimmertemperatur aus Produkten oder Materialien entweichen und in die Luft gelangen. Sie sind in Baumaterialien, der Innenausstattung oder auch Produkten des täglichen Bedarfs, so z. B. in Pflege- oder Reinigungsmitteln zu finden. Sie können, je nach Konzentration größtenteils zu den gleichen gesundheitlichen Folgen wie ein hoher CO2-Gehalt führen. Dementsprechend hilft auch hier das regelmäßige und richtige Lüften.

Luftfeuchtigkeit

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann langfristig zu Schimmelbefall in den Wohnräumen führen, aber auch kurzfristige, negative Auswirkungen sind möglich. Die schwüle Luft kann als drückend empfunden werden. Wir Menschen sind durch Schwitzen und Atmen ein bedeutender Emittent, allerdings wird die meiste Feuchtigkeit durch unsere Alltagsaktivitäten erzeugt. Hierzu zählen bspw. Duschen, Wäsche trocknen, Kochen, Geschirrspülen. Die relative Luftfeuchtigkeit in einem Raum sollte zwischen 40% und 60% liegen. Durch die oben beschriebenen Faktoren, liegt sie in den meisten Wohnräumen oft über dem empfohlenen Wert, welcher durch ein Hygrometer gemessen werden kann. Die folgende Abbildung verdeutlicht Ihnen, welche Vorgänge im Haushalt in welcher Weise zum Anstieg der Luftfeuchtigkeit beitragen:

Quelle: co2online GmbH

Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit gilt auch hier: Lüften Sie richtig (wie oben bereits beschrieben) und greifen Sie auf bewährte Hausmittel zurück!  Bei gesunden Menschen muss es nicht immer ein Luftentfeuchter sein. Nutzen Sie Wasser absorbierende Materialien. Füllen Sie hierfür Salz oder Katzenstreu in kleine Schlüsselchen und verteilen Sie diese im Raum.

Aber auch zu trockene Luft trocknet ist nicht gut: sie trocknet die Schleimhäute aus, welche dadurch anfälliger für Bakterien und Viren werden. Die Folge kann eine höhere Anfälligkeit für eine Erkältung sein. Der eher im Winter und selten vorkommenden trockenen Luft können Sie entgegenwirken, indem Sie kleine mit Wasser befüllte Schälchen auf die Heizung legen. Noch schneller hilft das Aufkochen von Wasser in einem großen Topf, um danach mit diesem durch die Wohnräume zu laufen.

Weitere ausführliche Tipps zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit finden Sie hier: Luftfeuchtigkeit senken, Luftfeuchtigkeit erhöhen

Temperatur

Auch hier gibt es Richtwerte, allerdings empfinden Menschen Temperatur sehr unterschiedlich. Für eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung gilt es allerdings, Räume nicht zu überheizen. Im Wohnzimmer sollte eine Temperatur von 19 – 22 ° C herrschen, Schlafzimmer und Küche benötigen etwa 18 ° C. Im Flur sowie in Nebenräumen können es auch gerne weniger sein, sofern Sie sich nicht allzu lange darin aufhalten. Lediglich im Bad und in Zimmern von Kleinkindern sollte die Temperatur bei rund 23 ° C liegen.

Pflanzen

Pflanzen haben sowohl auf unser Wohlbefinden als auch auf die Innenraumluftqualität einen erheblichen Einfluss. Pflanzen können nicht nur für eine deutlich höhere Zufriedenheit am Arbeitsplatz sorgen, sondern nach Angaben von Mitarbeitern auch ihre wahrgenommene Konzentrationsfähigkeit und Luftqualität erhöhen. Das konnte ein Forschungsteam um Marlon Nieuwenhuis von der Universität von Cardiff im Jahr 2014 bestätigen. Die Forscher untersuchten Arbeitsumgebungen in den Niederlanden sowie in Großbritannien und die Wirkung von Büropflanzen auf diese. Ergebnis: Die Arbeitsproduktivität stieg in Büros, die mit Pflanzen dekoriert waren um durchschnittlich 15%. Aber auch die Luftqualität wird durch sie verbessert. Also, sorgen Sie dafür, dass es an Ihrem Heimarbeitsplatz grünt! Welche Pflanzen sich für eine saubere Luft besonders gut eignen, beschreibt unsere Kollegin Eva Starmans vom C2C ExpoLAB in Ihrem Blogbeitrag.

Hausstaub

Je größer Staubpartikel sind, desto schneller setzen sie sich auf dem Fußboden und auf anderen Oberflächen ab. Und Hausstaub besitzt eine Art „Gedächtnis“ für diverse Fremdstoffe und kann bei einer Untersuchung Auskunft über z. B. Reinigungsmittel geben, die Sie verwendet haben. Einfach gesagt: Staub ist in der Lage, chemische Stoffe zu speichern, deshalb ist es wichtig seine Konzentration gering zu halten.

Glatte Böden sollten regelmäßig gewischt und textile Fußbodenbeläge mit einem Feinfilter versehenen Staubsauger gesaugt werden. Auch auf Einrichtungsgegenständen sollte der Staub regelmäßig entfernt werden.

Zu guter Letzt

Oftmals nutzen wir konventionelle Lufterfrischer, Zimmerparfums, Räucherstäbchen oder Duftkerzen. Nur: Bitte seien Sie vorsichtig damit! Denn konventionelle Produkte enthalten oft schädliche chemische Stoffe, die z. B. Allergien auslösen können. Sollten Sie dennoch nicht darauf verzichten wollen, informieren Sie sich bitte über die verwendeten Inhaltsstoffe und vergessen Sie nicht regelmäßig und richtig zu lüften.

Wie Sie sehen, können auch Sie mit einigen wenigen Handgriffen für ein gutes und gesundes Raumklima zuhause sorgen und damit nicht nur eine bessere Arbeits-, sondern auch eine bessere Lebensumgebung für sich und Ihre Familie schaffen.

Quellenangaben


[1] Die Grenzwerte für CO2 in Räumen finden Sie hier.

[2] Sie möchten den CO2-Gehalt in Ihren Räumen messen? Gerne stellen wir Ihnen ein Messgerät hierzu zur Verfügung. Weitere Informationen unter: https://bit.ly/3bMBqfT