Mönchengladbach, 16.02.2021

Es ist 1945. Der 2. Weltkrieg ist zu Ende und am Ortsrand von Mönchengladbach-Güdderath steht ein unvollendeter Hochbunker. Knapp 70 Jahre später, Ende 2011. Das Relikt aus alten Zeiten steht bislang ungenutzt in nun der Mitte eines Wohngebietes, es fällt kaum mehr auf. Doch Bernhard Petz und seine Ehefrau Zdzislawa Worozanska-Sacher dagegen haben eine Vision: ein gesundes Gebäude in dem sie leben und arbeiten. Anfang 2012 erwirbt das Künstlerpaar die Immobilie und beginnt mit dem Umbau.

Die insgesamt 800 qm Fläche erstrecken sich auf zwei Geschosse – dem EG und 1. OG, Das Gebäude ist 32 Meter lang und 23 Meter breit. Aufgrund der herrschenden Materialnot zum Ende des 2. Weltkrieges hin, konnte das Dach des 2. OG nicht fertig gestellt werden. Aus den ursprünglich geplanten drei Stockwerken wurden zwei.

Auf eine Teilfläche wird nun ein rund 280 qm großes zweigeschossiges Wohnhaus aus Holz und Glas errichtet. Der Bezug erfolgt im Frühjahr 2014. Weitere Teilflächen des Bunkers werden stufenhaft ausgebaut.

Das Wohnhaus

Im EG des Wohnhauses befindet sich der 140 qm große Arbeitsbereich, dieser besteht aus Ateliers und Büroräumen. Die weiteren 140 qm im OG dienen als Wohnraum. Neben den Böden bestehen auch die Innen- und Außenwände sowie das Flachdach aus nachhaltig geschlagenem Lerchenholz. Dieses stammt aus Tirol, der Heimat von Bernhard Petz. Es ist auf natürliche Art und Weise witterungsbeständig und muss weder imprägniert oder anderweitig chemisch bearbeitet werden.

Eine Photovoltaikanlage auf dem Flachdach erzeugt 15.000 kw Strom/Jahr, wovon immerhin ca. 1.600 kw selbst genutzt werden. Denn die Ausstellungsflächen in den fensterlosen und dunklen Ausstellungsräumen im Bunkerbereich erfordern eine gute Ausleuchtung. Der Überschuss wird ins Stromnetz eingespeist. Für das gesamte Gebäude verbraucht das Künstlerpaar ca. 7.000 – 8.000 kw für Strom und Heizung des oberen Wohnhauses. Somit ist das Gebäude ein Plus-Energie-Haus mit einer Effizient von +80 – 100%.

Der große Überstand des Flachdachs ermöglicht eine komplette Beschattung der großen Fensterfront zum Süden hin. Für viel Tagesicht sorgt der großflächige Fensterausbau, gleichzeitig heizt die Sonne im Winter (bei tiefem Sonnenstand) das Haus auf bis zu 6°C auf.

Der Betontreppenaufgang aus dem EG hoch ins Wohnhaus ist mit Glas ausgekleidet, das verhindert die aufkommende Auskühlung in Richtung Wohnbereich.

Weitere Bereiche

Auf einem weiteren Teilbereich finden sich nun eine Terrasse mit Holzdielen sowie ein Fischteich und ein Zier- und Gemüsegarten zur Selbstversorgung.

Die Bunkerräume selbst dienen als Ausstellungsfläche für die Kunst des Künstlerpaares. Durch das Öffnen der Decke eines Bunkerraumes im EG wird ein Veranstaltungssaal mit Deckenhöhe von fünf Metern als Veranstaltungsraum für die Konzertreihe Die Herbstzeitlose“ (12 Veranstaltungen/Jahr) geschaffen. Insgesamt 80 Besucher finden dort Platz.

Dieses Beispiel verdeutlicht einmal mehr, welche Möglichkeiten gesundes Bauen im Bestand bietet. Das Paar bietet regelmäßig Führungen durch den Bunker an. Sobald diese wieder erlaubt sind, werden wir Sie über neue Termin informieren. Solange haben Sie die Möglichkeit unter folgenden Links weitere Eindrücke von dem Gebäude zu erhalten:

Videobeitrag zur Bauphase (2013):

https://www.youtube.com/watch?v=MNYAsvAOxhE

ZDF-Videobeitrag:

https://www.zdf.de/nachrichten/hallo-deutschland/wohnen-im-bunker-104.html?fbclid=IwAR1ATXput0-NCTe2UZ2N8Dljh1OJbpgl3_kpBr5BxKhvHV1El_W_X0Smpb4

(Der Lokalbote) Genial und spannend: Der alte Bunker Güdderath als Gesamtkunstwerk:

https://www.der-lokalbote.de/index.php?id=51&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6963&cHash=4f67d47b46f4f58075008b30a5ac48b2

(RP Online) Wie ein Mönchengladbacher Künstlerpaar in und auf einem Bunker lebt (Abo erforderlich):

https://rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/kultur/moenchengladbach-musiker-paar-lebt-im-und-auf-einem-bunker_aid-45172897

Fotos: Jo Holz & Bernhard Petz