Mönchengladbach, 15.07.2021

Am Fuchshütter Weg 60A in Mönchengladbach entsteht derzeit ein weiteres gesundes Gebäude: die s. g. „Fuchshütte“. Daniel Finocchiaro von bau grün! berichtet in einem Interview über die Besonderheiten der Fuchshütte, wie sich das Haus auf das Wohlbefinden auswirkt und wie der Bau der Fuchshütte seit dem Besuch von HBN on tour vorangeschritten ist.

Was macht Ihr Haus im Vergleich zu anderen (Holz-)Häusern so besonders?

Die meisten Holzhäuser sind zwar konstruktiv aus Holz gebaut, bestehen aber ansonsten nur wenig aus “gesunden” Baustoffen. Stattdessen wird in der Regel auf Standard-Baustoffe wie Glas- oder Steinwolle, Gipskarton, OSB-Platten und oft sogar Styropor zurückgegriffen. Das passiert bei meinem Haus nicht. Mehr als 95 Volumenprozent der zum Einsatz kommenden Baustoffe bestehen aus Holz, Stroh, Kalk, Lehm oder Ton. Das sind alles super gesunde Baustoffe, die ohne große Umwege direkt aus der Natur kommen.

Wie wirkt das Haus auf das Wohlbefinden und was macht Ihr Haus „gesünder“ als andere?

  • Es werden so gut wie keine Materialien verwendet, die Wohngifte ins Haus bringen könnten.
  • Die Wand-, Decken und Bodenflächen im Innenraum bestehen zum größten Teil aus Holz und Lehm, wenige auch aus Kalk. Das sind alles relativ offenporige Materialien, welche den Schall schlucken und eine ganz besonders angenehme Akustik erzeugen.
  • Holz-, Lehm- und Kalkoberflächen erzeugen/reflektieren außerdem ein warmes und angenehmes gelbes Licht im Inneren, welches zur Behaglichkeit beiträgt.
  • Durch den bei allen Außenbauteilen sehr hohen Wärmedämmstandard bleibt im Winter die Wärme drinnen und im Sommer draußen. Hinzu kommt, dass alle Innenseiten der Außenbauteile nahezu Innenraumtemperatur haben – unangenehme Zugerscheinungen können so nicht auftreten. Das steigert das Wohlbefinden im Gebäude enorm.
  • Durch die zentrale Lüftungseinheit mit passiver und aktiver Wärmerückgewinnung erhält man auch im Winter immer angenehm warme Frischluft. Nebenbei erzeugt die Anlage über den Lüftungsprozess als Nebenprodukt auch noch Warmwasser.

In welchem Status befindet sich der Bau aktuell? Welche Baufortschritte sind seit dem letzten Interview zu verzeichnen und welche Meilensteine wurden erreicht?

Das Gebäude ist circa zu 75 % fertig. Die Außen- und Innenputzarbeiten machen einen großen Teil der noch zu erledigen Dinge aus – die noch ausstehenden Ausbauarbeiten, wie z.B. Innentüren, Treppen usw. sind vorbereitet und werden nicht mehr so viel Zeit in Anspruch nehmen. Seit dem Interview im Oktober wurde die komplette Elektrik und Steuerungstechnik des Hauses installiert. Außerdem wurden die Heizungs,- Lüftungs- und Sanitärinstallation eingebaut. Alles wurde in Betrieb genommen. Darüber hinaus habe ich die umlaufende Veranda inklusive Fundamente und Tragkonstruktion gebaut. Die Bretter dafür bestehen aus uralten „Schrott-Brettern“, welche in sehr schlechtem Zustand waren und als Brennholz verkauft werden sollten. Ich habe die alle beidseitig gehobelt, besäumt und gefast bis sie wie neu waren. Das war richtig viel Arbeit, hat sich aber auf jeden Fall gelohnt.

Konnte der Zeitplan weiterhin eingehalten werden? Wann wird das Haus voraussichtlich fertiggestellt?

Im Moment liege ich knapp vier Wochen hinter meinem Zeitplan. Die Elektroinstallation ist daran schuld. Einerseits habe ich den Aufwand von Anfang an unterschätzt. Andererseits habe ich auch wesentlich mehr eingebaut als ursprünglich geplant. In jedem Raum LAN und SAT und ausreichend Steckdosen. Außerdem jeden Raum einzeln abgesichert mit Leitungsschutzschalter (LS), Fehlerstromschutzschalter (RCCB oder FI) und Brandschutzschalter (AFDD) für ein Maximum an elektrischer Sicherheit. Auch Wandheizung habe ich mehr gemacht als notwendig. Ursprünglich wollte ich nur das machen, was unbedingt muss. Jetzt habe ich alle Innenseiten der Außenwände bestückt. Für den Fall, dass es doch mal -40°C werden sollte. Zusätzlich werden wir im Juli auch noch 3 Wochen in den Urlaub fahren. Da verliere ich wieder Zeit, kann aber mal den Akku aufladen. Das soll ja auch nicht so schlecht sein.

Welche Erfahrungen haben Sie bei dem Bau mit den besonderen Materialien gemacht?

Lehm ist wirklich sehr gutmütig und lässt sich ganz einfach be- und verarbeiten. Toll ist auch, dass man absolut keinen Müll oder Reste produziert bei der Verarbeitung. Alles, was beim Aufbringen herunterfällt, oder noch im Eimer bleibt oder am Werkzeug klebt, kann gesammelt und später wieder verwendet werden. Auf anderen Baustellen fallen gigantische Mengen an Müll an, Gipsputz, Spachtelmasse, Gipskartonplattenrest und so weiter. Bei mir gar nichts. Lehm packe ich einfach wieder an die Wand. Strohrest packe ich in die Innenwände oder zur Not in meinen Gemüsegarten, um die Schnecken fernzuhalten und die wenigen Holzreste, die anfallen, schenke ich meinem Nachbarn für den Kamin.

Gab es Herausforderungen in den letzten Monaten, die zuvor nicht kalkuliert worden, oder lässt sich das Haus weiterhin so umsetzen, wie Sie ist geplant haben?

Ganz zu Anfang wollte ich im Obergeschoss und Dachgeschoss ja noch eine Stahlfassade aus alten, rostigen Stahlplatten vom Schrottplatz machen. Also z.B. abgewrackte Schiffsteile oder Bleche von alten Containern. Das ließ sich aber nicht realisieren, weil mir keiner welche verkaufen wollte. Die hatten alle Verträge mit Stahl-Großhändlern oder dem Stahlwerk Duisburg und wollten mir nichts geben. Darum habe ich recht früh schon auf eine Kalkputzfassade umgeplant. Aber nicht überall: Im Erdgeschoss auf den drei Seiten der Veranda kommt Lehmputz mit Leinöl zum Einsatz. Auch hier wollte ich erst eine Holzfassade machen. Das habe ich aber vor einigen Wochen umentschieden – nachdem ich sah, wie viel Geld mich die Holzfassade noch kosten würde und wie günstig der Lehmputz doch ist.

Für weitere Einblicke in das Projekt finden Sie hier die Videos von unserem virtuellen HBN on tour Besuch der Fuchshütte vergangenen Herbst.

Weitere Informationen zu dem Projekt unter:

Projektvorstellung

Baudokumentation