Venlo, 12.03.2021

Unter der Leitung des niederländischen Blue Building Institutes (BBI) fand in Kooperation mit CFP Green Buildings am 10. März ein Webinar mit dem Titel „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Gebäude“ statt. Hauptreferent war der niederländische Neuropsychologe Prof. Dr. Erik Scherder. Er gab Einblicke in die Funktion des menschlichen Gehirns und erläuterte, welchen Einfluss der Bausektor darauf haben kann. Wir haben die wichtigsten Punkte im Folgenden für Sie zusammengefasst.

Das Blue Building Institute (BBI) ist eine Stiftung und Netzwerkorganisation, die das Ziel hat, Gesundheit in der gebauten Umwelt zu fördern. Hierfür verwenden sie den Begriff „menschliche Nachhaltigkeit” und weisen darauf hin, dass dies ein weitaus besserer Business Case sowohl für Nutzer als auch für Investitionen ist. Auch für CFB Green Buildings steht die menschliche Gesundheit an erster Stelle. Ihrer Ansicht nach wird dieser Trend auch die kommenden 50 Jahre lang anhalten.

Nach einer kurzen Einführung folgte eine Videovorstellung des World Port Centre in Rotterdam. Anhand dieses Beispiels wurde aufgezeigt, wie die der Büroalltag nach Corona dort aussehen könnte. Im anschließenden Gespräch mit Uniform, eine Vermögensverwaltung u. a. auch verantwortlich für das World Port Centre, wurden die Besonderheiten dieses Gebäudes erläutert. Noch vor 10 Jahren ging es vor allem um Energielabels, mit dem Aufkommen des WELL-Standards rückte dann auch ein gesundes Raumklima in den Fokus. Hauptbeweggrund dafür? Die Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen!

Es folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Erik Scherder, Professor für Neuropsychologie an der VU Amsterdam. Er verdeutlichte, dass die Art und Weise, wie wir unsere Büros bauen, heutzutage wichtiger denn je ist. Sein Fokus lag dabei auf den Faktor der „aktiven Gestaltung”. Auch wir beim Healthy Building Network widmen diesem Faktor eine hohe Aufmerksamkeit. Doch woran liegt das? Das erläuterte er aus der Perspektive des Gehirns. Wie ist es aufgebaut und wie funktioniert es? Welchen Einfluss hat die bebaute Umgebung auf sie?

Sowohl der Parietallappen als auch der Frontallappen sind für die Planung und Entwicklung von Gebäuden wichtige Gehirnbereiche, die es zu berücksichtigen gilt. Während der Parietallappen die räumliche Informationsverarbeitung verantwortlich ist, steuert der Frontallappen hauptsächlich motorische Fähigkeiten. Gebäude müssten demnach so gestaltet sein, dass sie diese zwei Bereiche aktiv ansprechen. Er verwaiste dabei auf eine Pandemie, die bereits vor der Covid-19-Pandemie seit 2012 jährlich 5,3 Millionen Todesopfer forderte. Damit meinte er zu langes Sitzen und generell mangelnde Bewegung. Mehrere schwere Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden mit dem Sitzen in Verbindung gebracht. Das Rauchen dagegen tötet „nur” 5,1 Millionen Menschen pro Jahr. Daher fällt in den letzten Jahren immer häufiger der Satz „Sitzen ist das neue Rauchen”. Der Bedarf an gesunden Gebäuden ist also enorm.

Bereits häufigeres Stehen reduziert Ihre Insulinempfindlichkeit, nur Gehen ist noch besser. Aber ein gesundes Gebäude berücksichtigt weit mehr als nur Sitzgelegenheiten. Die Nutzer müssen dazu animiert werden, die Treppe zu nutzen, statt des Aufzugs. Denn von Natur aus ist der Mensch eigentlich eher faul. Aus diesem Grund empfahl er auf s.g. „Nudging“ zurück zu greifen. Damit ist die unbewusste Beeinflussung des Verhaltens gemeint und diese durchaus herausfordernde Rolle teilt er der Architektur und Baubranche im Allgemeinen zu.

Im weiteren Verlauf ging Scherder auf die weiße und graue Substanz im Gehirn ein. Normalerweise nimmt die Qualität der weißen Substanz nach dem Erreichen des 30. Lebensjahres ab, aber in einigen Fällen wächst sie. Wie das möglich ist? Durch Stimulation des Gehirns, in dem man sowohl neue als auch herausfordernde körperliche als auch geistige Aktivitäten aufnimmt. Durch die körperliche Anstrengung wird die Blutzirkulation verbessert, was sich dann wiederum positiv auf das gesamte Immunsystem auswirkt. Die Folge: wir sind besser vor Viren geschützt.

Zum Abschluss sprach Scherder noch über Grün. Der Blick in die Natur lädt zum Spazierengehen ein und wirkt sich daher sehr positiv auf das Gehirn aus. Es hat dabei einen weitaus größeren Effekt als z. B. ein Fitnessstudio im Büro.

Kurzum, ein lehrreiches Webinar, das deutlich zeigt, wie wir auf die Nachhaltigkeit unseres eigenen Gehirns Einfluss nehmen können und welche Rolle dabei der Baubranche zuteil wird. Wollen Sie mehr darüber erfahren? Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden Sie unter: https://www.bluebuildinginstitute.nl/blog/webinar-een-gezonde-geest-in-een-gezond-kantoor-woensdag-10-maart-2021-14-00-15-30-uur

Foto: Blue Building Institute