Niederkrüchten, 27. August 2020

Gesunde Baustoffe und Materialien – ein elementarer Faktor, wenn es um gesunde Gebäude geht. In unserem heutigen Beitrag befassen wir uns mit dem Thema Holzbau. Wir haben mit Markus Steppler von der Firma DERIX Holzleimbau über das Bauen mit Holz gesprochen. Im Interview führt er in das Thema „Bauen mit Holz“ ein und geht auf dessen Besonderheiten, Herausforderungen und Vorteile für Umwelt und menschliche Gesundheit ein.

Ein Interview mit Markus Steppler.

Was genau bedeutet Bauen mit Holz?

Holz ist einer der ältesten Baustoffe dieser Welt – und zugleich, mit den neuen Fertigungsmethoden, einer der modernsten. Bauen mit Holz bedeutet heutzutage digitales und nahezu vollständig automatisiertes Bauen. Es werden ganze Wand- und Deckenelemente oder sogar ganze Räume modular und seriell in hoher Vorfertigung in Massivholz hergestellt. Dabei ist der Einsatz von Holz im Bauen vielfältig: Vom reinen Hallentragwerk (etwa für Supermärkte, Logistik-, Sporthallen oder Flughafenterminals) bis hin zu mehrgeschossigen Gebäuden im Wohnungsbau oder für Bürogebäude sind heute vielfältige Einsatzgebiete vorhanden. Dabei kommen Träger, Stützen, Wand- und Deckenelemente in vielfältigen Dimensionen zum Einsatz. Oft wird das Holztragwerk noch ergänzt durch konventionelle Bauteile etwa in den Untergeschossen, Fundamenten oder im Treppenhauskern. In Deutschland ermöglichen die Neuerungen in vielen Landesbauordnungen bereits das Bauen mit Massivholz bis hin zu Hochhäusern – und weltweit gibt es auch hierfür bereits einige eindrucksvolle Beispiele.

Was ist beim Bauen mit Holz besonders und welche Vorteile bringt es mit sich?

Holz ist in erster Linie deswegen einzigartig, als dass es der einzig natürlich nachwachsende Baustoff der Welt ist. Das Bauen mit Holz ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, mit der wir an unserer Welt nicht weiter Zerstörungen vornehmen müssen und trotzdem weiter bauen können. Zudem ist Bauen mit Holz auch die einzige Möglichkeit, klimaneutral zu bauen. Während die Herstellung von Beton / Zement für einen großen Teil der weltweiten CO²-Emissionen verantwortlich ist, binden Holzbauteile sogar langfristig CO² im gewachsenen Tragwerk. Das heißt, über den Substitutionseffekt und den zusätzlichen Bindeeffekt hat Holz gegenüber Beton eine negative CO²-Bilanz – unterstützt durch die nachhaltige Forstwirtschaft in Europa. Weiterhin erzeugen Holzwände und –decken ein sehr angenehmes und gesundes Raumklima, sie haben eine sehr hohe Tragfähigkeit und können damit auch in schlankeren Wandkonstruktionen erstellt werden. Das gibt wiederum Raumgewinn und ermöglicht durch die leichtere Bauweise auch eine schlankere Fundation oder eine Aufstockung im Bestand.

Mit welchen Vorurteilen gegenüber Bauen mit Holz sehen Sie sich regelmäßig konfrontiert?

Holz brennt. Natürlich brennt Holz. So wie auch Möbel brennen, Bodenbeläge, Einrichtungsgegenstände etc. Holz im Tragwerk brennt aber sehr gleichmäßig ab, bildet eine Pyrolyseschicht und kann daher sehr genau auf seine Tragfähigkeitsdauer während eines Brandes bemessen werden. Stahl hingegen versagt irgendwann plötzlich während des Brandes, ohne dass man dem Stahl dies ansehen kann. Unter diesen Erkenntnissen wurden auch zahlreiche Bauordnungen bereits pro Holzbauweise angepasst.

Holz verrottet. Natürlich verrotten einige Holzarten irgendwann, wenn sie es jahrelang Wasser und Witterung aussetzen. Ich beziehe mich aber auf das Holztragwerk, das eigentlich immer vor Witterungseinflüssen geschützt wird und damit eine sehr lange Lebensdauer hat. Sehen Sie sich asiatische Tempelanlagen oder norwegische Stabkirchen an, die komplett aus Holz bereits seit vielen hundert Jahren bestehen. Hier fragt niemand mehr nach Dauerhaftigkeit. Es kommt immer auf eine gute Planung an.

Welche Gründe sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend hierfür?

Beim Brandschutz ist es meines Erachtens nach klar die deutsche Geschichte, insbesondere die Bilder, als im Weltkrieg durch Brandbombenangriffe viele Holzdecken in den Innenstädten zerstört wurden. Diese Bilder sind noch in vielen Köpfen fest verankert. Auf diesen Grundlagen hin wurde Holz auch jahrzehntelang pauschal in höheren Gebäuden ausgeschlossen. Heute weiß man zum Glück mehr über Brandverhalten von Massivholz im Vergleich zu Stahl und Beton, lernt auch von anderen Ländern und hat politisch auch bereits positiv reagiert.

Bei den Themen der Langlebigkeit ist meines Erachtens noch immer nicht das Wissen über den modernen Holzbau in allen Fachkreisen vollumfänglich vorhanden – Ich möchte behaupten, dass in der Fachwelt und auch in der Ausbildung Begriffe wie X-LAM oder Cross Laminated Timber noch nicht überall durchdrungen sind. Unsere Aufgabe ist es nach wie vor, und wird es auch noch die kommenden Jahre sein, dieses Wissen weiter zu verbreiten und durch weitere Projekte auch in die Masse zu tragen.

Auch wenn es immer mehr Holzhäuser gibt, in der Breite ist das Bauen mit Holz noch nicht angekommen. Woran liegt das? Spielen hier ggf. die Kosten eine tragende Rolle?

Ich glaube, auch das hat insbesondere mit der fehlenden Fach- und Produktkenntnis zu tun – nicht nur der Bauherr kennt die heutigen Möglichkeiten mit Massivholz nicht, sondern auch eine Vielzahl von Fachplanern und Architekten. Aufklärungsarbeit, Referenzprojekte und Wissensverbreitung (auch in Studium und Lehre) sind die maßgebenden Faktoren. Denn außer diesem gibt es keinen Grund, warum Holz nicht tragender Bestandteil jeden Gebäudes sein sollte – die positiven Auswirkungen auf unsere Erde und unser Klima sind ja bekannt.

Glauben Sie, dass sich Holzbau langfristig durchsetzen wird?

Das ist nur eine logische Konsequenz. Sie könnten auch fragen, ob sich Windkraft oder Solarenergie langfristig gegen Kohlekraftwerke durchsetzen werden. Ähnlich wie auf Dauer auch erneuerbare Energien oder alternative Automobilantriebe unverzichtbar werden, wird sich auch Holz gegenüber Beton und Stahl noch im 21. Jahrhundert vollständig durchsetzen. Natürlich werden recycelter Stahl und Beton für gewisse Bauteile nach wie vor benötigt, aber im Wesentlichen wird Holz das Tragwerk ersetzen. Nicht zuletzt wird das Thema „Gesunde Räume“ auch eine maßgebliche Rolle einnehmen – die Vision ist, dass wir innerhalb von Gebäuden ein gesünderes Klima schaffen, als draußen an der frischen Luft.

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich zukünftig entgegen?

Die Betonlobby ist vor Allem in Deutschland stark. Holzbauverbände agieren dagegen sehr kleinteilig, die Wirkung kann dadurch etwas untergehen. Ich glaube aber, dass jeder einzelne Mensch, der an unsere Zukunft denkt, aber auch automatisch Teil der Holzlobby ist. Daher ist die zentrale Herausforderung, weiter und weiter Wissen zu verbreiten, die Leidenschaft für klimaneutrales und gesundes Bauen weiter zu entfachen und die Themen der jüngeren Generationen nun auch in voller Breite in die Gesellschaft zu bekommen. Holzbauprojekte sind meist auch architektonische Highlights – Diese Referenzprojekte im Holzbau sind schön, aber das klare Ziel muss es sein, alle sogenannten „Standardbauten“ in den Dörfern, Vororten und Städten ebenfalls komplett in nachhaltiger Holzbauweise umzusetzen.

Welche Beziehung besteht zwischen Holz und der menschlichen Gesundheit?

Holz verbessert das Innenraumklima zum einen, dass es Feuchtigkeit schnell aufnimmt und auch geregelt wieder an den Raum abgibt. Zudem emittiert Holz als sichtbares Wand- oder Deckenelement diverse Stoffe, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Gehen Sie mal im Wald spazieren und genießen Sie diese Stoffe, insbesondere im Nadelwald. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie holen sich den Wald nach Hause oder ins Büro. Es gibt sogar Studien, die eine gesenkte Herzfrequenz von Schulklassen in Holzgebäuden feststellt, und es gibt Anzeichen dafür, dass gewisse emittierte Substanzen aus Nadelholz (Terpenoide) Krebszellen abtöten können.

Welche Rolle spielen Innovationen im Holzbau? Hat sich Holz als Baumaterial weiterentwickelt? Und welches Themenfeld muss noch erforscht werden?

Der Holzbau ist von Innovationen geprägt. Es vergehen immer nur wenige Wochen, bis wieder ein neuartiges Verbindungsmittel, ein neuartiges Berechnungsprogramm oder ein neuartiges Leimsystem auf dem Markt zu finden ist. Die Anlagentechnik in Bezug auf Vorfertigung und Digitalisierung hat sich in den letzten 10 Jahren bereits massiv weiterentwickelt. Meines Erachtens liegen noch viele Potentiale im Bereich der Deckensysteme und im Bereich der Vorfertigung von beispielsweise Außenwandelementen. Zudem würde ich mir noch intensivere Forschung im Bereich der Auswirkungen von Holz auf die Gesundheit des Menschen wünschen.

Wie kann Bauen mit Holz zum Klimaschutz und damit zum Retten der Welt beitragen?

Die Temperatur auf der Erde hängt im Wesentlichen von der CO²-Konzentration in der Atmosphäre ab. Und hier hat die Menschheit in den letzten 100 Jahren (!) eine Konzentration von über 400 ppm verursacht. Zum Vergleich – es gab schon immer „Klimawandel“ auf der Erde, nur bei den letzten Hochtemperaturphasen vor ca. 100.000 Jahren betrug die CO²-Konzentration nur ca. 250 – 300 ppm – also sind die Folgen in den nächsten Jahrzehnten für uns absehbar und lassen mich mit Blick auf meine Kinder nicht tatenlos zusehen.

Jeder Kubikmeter verbauten Massivholzes bindet bis zu einer Tonne CO² langfristig. Das heißt, im Laufe des Wachstums hat ein Kubikmeter Holz der Atmosphäre diese Menge an CO² entzogen, das „C“ gebunden und das O² wieder in die Atmosphäre abgegeben. Sobald ein Baum geerntet wird, wird mindestens ein neuer Baum gepflanzt (Prinzip der nachhaltigen Forstwirtschaft), sodass quasi unendlich Ressourcen zur Verfügung stehen. Innerhalb der 40 – 60 Jahre des Wachstums bis zur Ernte kann ein junger Baum auch deutlich mehr CO² aufnehmen als ein älterer Baum. Dieses Prinzip, gekoppelt mit weiterer Aufforstung und Durchsetzen der Nachhaltigen Forstwirtschaft auch außerhalb Europas, wird eine der wenigen Möglichkeiten sein, den Klimawandel einzubremsen, bis wir es in vielen Jahren zu einer komplett klimaneutralen Gesellschaft schaffen – denn einen anderen Ausweg werden wir nicht haben.

Foto: Anastasia Araktsidou

by Sanne Minten, Bluehub BV

Positive Gesundheit als Grundlage für die Erforschung gesunder Gebäude
In meinem vorherigen Blog habe ich erklärt, dass es einen Mehrwert hat, nicht nur die physische Seite der Gesundheit in die Gestaltung gesunder Gebäude einzubeziehen, sondern auch die mentale Seite. Das Konzept der positiven Gesundheit bietet hierfür eine gute Grundlage, die ich anhand persönlicher Beispiele erläutert habe.

In diesem Blog möchte ich dazu aufrufen, das Konzept der positiven Gesundheit mit den 6 Säulen der Gesundheit als wissenschaftliche Grundlage für die Erforschung gesunder Gebäude aufzunehmen. Und zu untersuchen, ob wir den Return of Investment für gesunde Gebäude durch das Konzept der positiven Gesundheit besser steuern können.
Doch nun zurück zur Erklärung der positiven Gesundheit und des Mehrwerts:

 

Quelle: Stichting Institute for Positive Health (2020): https://iph.nl/downloads/

Positive Gesundheit
Wann fühlt sich ein Mensch gesund? Machteld Huber hat dafür eine schöne Definition entwickelt: positive Gesundheit. Hierbei wird Gesundheit in einem Spinnennetz dargestellt, das aus 6 Säulen besteht: Körperfunktionen, geistiges Wohlbefinden, Sinn, Lebensqualität, Teilhabe und tägliches Funktionieren. Sie können für jede der 6 Säulen eine persönliche Punktzahl eingeben (siehe Abbildung unten).

Ihr wissenschaftlich erprobtes Modell verdeutlicht meiner Meinung nach sehr gut, dass Gesundheit nicht nur einen physischen Aspekt (Körperfunktionen) hat, sondern auch mentale Aspekte wie Partizipation und Bedeutung.
Darüber hinaus zeigt das Spinnennetz, dass Ihre Gesundheitserfahrung sehr subjektiv und persönlich ist. Sie beurteilen Ihr eigenes Gesundheitsempfinden auf der Grundlage aller Faktoren.

Positive Gesundheit als Ausgangspunkt für gesunde Gebäude
Wie kann mich ein Gebäude in meiner Gesundheit unterstützen? Dieser Frage gehen wir mit dem Healthy Building Network nach und versuchen, mit einem Netzwerk von Akteuren Schritte in Richtung gesundheitsfördernder Gebäude zu unternehmen. Es stellt sich die Frage, wie alle Säulen der positiven Gesundheit in die Gestaltung gesunder Gebäude einbeziehen können?

Bislang konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf die Auswirkungen verschiedener objektiv messbarer Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen: Licht, Luftqualität, Temperatur und Lärm. Durch empirische Forschung untersuchen Piet Eicholtz und sein Team die Auswirkungen dieser Faktoren auf die Mitarbeiter eines neuen gesunden Gebäudes: das neue Venloer Rathaus und den früheren Arbeitsplatz dieser Mitarbeiter.

Was ich selbst für eine interessante Forschungsrichtung halte, sind die „weichen” Faktoren: von HBN jetzt als Look & Feel bezeichnet, sind dies Faktoren, die objektiv schwer zu messen sind, die aber die subjektive menschliche Erfahrung in einem Gebäude widerspiegeln. Was macht eine organisch geformte Decke mit Ihnen? Oder der Unterschied zwischen der Arbeit in einem neuen Gebäude oder in einem Denkmal? Was bewirken Farben an den Wänden für Ihre Konzentration? Was die Untersuchung erschwert, ist: Welche Faktoren berücksichtigen Sie? Und was für den einen Menschen angenehm ist, kann für den anderen Stress verursachen, wie gehen Sie in der Praxis damit um?

Kalt? Mir ist warm!
Nehmen Sie zum Beispiel die Erfahrung von Kälte oder Hitze. Jeder hat es manchmal kalt, aber es ist auch eine sehr individuelle Erfahrung. Einer ist immer im Büro mit einem Pullover, der andere mit einem T-Shirt.

Ein gutes Gefühl in der phänomenologischen Forschung
Ich halte es für wichtig, alle persönlichen Erfahrungen in die Gesundheitsforschung einzubeziehen, die das Gesamterlebnis der menschlichen Gesundheit bestimmen.

Doch wie könnten wir das untersuchen?

Vielleicht im Rückblick auf die Naturphilosophie, den Vorläufer unserer Naturwissenschaft (empirische Forschung). Denn in der Naturphilosophie wurden auch unbeobachtbare Aspekte der Natur untersucht. Eine moderne Strömung davon ist die Phänomenologie. Es basiert auf der direkten und intuitiven Erfahrung. Dies beschreibt eher qualitativ/emotional, wie fühle ich mich an meinem Arbeitsplatz, zu Hause oder in der Natur?

Ich würde gerne andere Perspektiven für die Forschung hören. Deshalb schließe ich mit einem Aufruf zum Handeln für zusätzliche (phänomenologische) Forschung über gesunde Gebäude. Welcher Architekt/Forscher/Projektleiter/Bildungseinrichtung… ist daran interessiert, sich an der Forschung über positive Gesundheit und gesunde Gebäude zu beteiligen?

Lassen Sie es mich wissen unter [email protected] oder via Healthy Building Network.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Sanne Minten

Krefeld, 19. August 2020

Seit ihrem Umzug in die neuen Büroräume bewegen sich die Mitarbeiter der Interface Deutschland GmbH ca. 45 Minuten mehr als zuvor. Dies ist auf den dort geschaffenen Living WorkPlace zurückzuführen. Die Räume mit dem integrierten Showroom wirken einladend und führen bei den Mitarbeitern zu mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit. Durch das Biophilic Design, das bis ins Detail umgesetzt wurde, spürt man dort die Verbundenheit zur Natur, die im Unternehmen auch so gelebt wird. Wir haben mit Frau Salditt und Frau Jungton gesprochen und nach ihren Erfahrungen gefragt.

Ein Interview von Anna Appenzeller mit Anne Salditt und Ramona Jungton.

Sie arbeiten nun seit vier Jahren in den neuen Räumen. Wie würden Sie die neue Arbeitswelt beschreiben im Vergleich zu der alten Situation? Und was genau gefällt ihnen dabei besonders?

Die Atmosphäre hier ist einfach angenehm. Dazu trägt sowohl die Gestaltung des Innenraums bei, als auch das gesamte Miteinander. Unser Living WorkPlace ist ein Ort, an dem wir uns rundum wohlfühlen. Er ist geprägt durch verschiedene Arbeitsmöglichkeiten. Wir haben Rückzugebereiche für konzentriertes Arbeiten, ebenso wie Bereiche für die Teamarbeit und Kommunikation. Da wir keine festen Arbeitsplätze mehr haben, eröffnen sich ganz andere Möglichkeiten des Zusammenarbeitens. Außerdem arbeiten wir hier naturnah – durch das Biophilic Design im Gebäude, aber auch den Blick auf Bäume und Wiesen hier im Business Park. Wo am alten Standort graue Industrie war, ist es jetzt grün.

Gibt es eine direkte Verbindung des Konzepts zu Ihren Kunden und wenn ja, wie wird es von ihnen aufgenommen?

Auch von Kunden erhalten wir durchweg positives Feedback. Wir hatten vorher schon eine transparente Kultur, doch durch den integrierten Showroom ist der Austausch noch besser geworden. Die Besucher fühlen sich hier gleich als Teil unserer Büro-Familie. Viele haben es zwar schon auf Bildern oder unserer Homepage gesehen, sind aber dann trotzdem überrascht, wie schön und angenehm es hier ist. Dieser Ort ist eins der Geheimnisse unseres Erfolgs und wir profitieren davon sehr. Mit unserer Raumgestaltung sind wir sogar Vorbild für andere Standorte unseres Unternehmens weltweit.

Warum lohnen sich Investitionen in diesem Bereich?

Mit dem Umzug hatten wir die Möglichkeit, den Ansatz des Biophilic Designs auch vollumfänglich im eigenen Büro zu integrieren. Das hat sich ausgezahlt: die Mitarbeiter sind viel zufriedener und produktiver seit wir die biophile Umgebung geschaffen haben. Ein Healthy Building ist also auch ein Happy Building! Das konnten wir auch in einer wissenschaftlich unterstützen Vorher-Nachher-Studie belegen. Insgesamt freuen wir uns über die stärkere Mitarbeiterbindung und die geringere Fluktuationsrate. Wir haben einige aktive Elemente integriert, um unsere Mitarbeiter zu mehr Bewegung im Büroalltag zu motivieren. Das hat auch geklappt: im Schnitt hat es zu 45 Minuten mehr Bewegung geführt. Durch die Integration des Biophilic Design Ansatzes, Active Office Elementen und der Schaffung vieler verschiedener Arbeitsmöglichkeiten, ganz nach den individuellen Bedürfnissen jedes Einzelnen, fühlen wir uns insgesamt produktiver.

Foto: © Lichthalle Krefeld

 

by Sanne Minten, Bluehub BV

Was ist ein gesundes Gebäude für mich und was ist ein gesundes Gebäude für Sie?
Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich in diesem Blog einen breiteren Ansatz für die Gesundheit erläutern: positive Gesundheit. Dabei zeige ich Ihnen Beispiele auf, wie ein Gebäude zu einer positiven Gesundheit beitragen kann. Doch was bedeutet es für Sie? gesundes Gebäude? Diese Frage beschäftigt mich sehr und so möchte ich Sie dazu ermutigen, mir nach dem Lesen dieses Blogs Ihre Gedanken mitzuteilen!

Positive Gesundheit
Wann fühlt sich ein Mensch gesund? Machteld Huber hat dafür eine schöne Definition entwickelt: positive Gesundheit. Hierbei wird Gesundheit in einem Spinnennetz dargestellt, das aus 6 Säulen besteht: Körperfunktionen, geistiges Wohlbefinden, Sinn, Lebensqualität, Teilhabe und tägliches Funktionieren. Sie können für jede der 6 Säulen eine persönliche Punktzahl eingeben (siehe Abbildung unten).

Ihr wissenschaftlich erprobtes Modell verdeutlicht meiner Meinung nach sehr gut, dass Gesundheit nicht nur einen physischen Aspekt (Körperfunktionen) hat, sondern auch mentale Aspekte wie Partizipation und Bedeutung.
Darüber hinaus zeigt das Spinnennetz, dass Ihre Gesundheitserfahrung sehr subjektiv und persönlich ist. Sie beurteilen Ihr eigenes Gesundheitsempfinden auf der Grundlage aller Faktoren.

 

Quelle: Stichting Institute for Positive Health (2020): https://iph.nl/downloads/

Positive Gesundheit als Ausgangspunkt für gesunde Gebäude
Innerhalb des Building Network arbeiten wir an der Realisierung gesunder Gebäude. Bisher lag der Schwerpunkt auf der Auswirkung objektiv messbarer Faktoren in einem Gebäude (Licht, Luft, Temperatur, Lärm) auf die Wahrnehmung von Gesundheit. Doch mir stellt sich die Frage, wie wir alle Säulen positiver Gesundheit bei der Betrachtung gesunder Gebäude mit einbeziehen können. Hierzu möchte ich im Anschluss an diesen Blog einen Vorschlag machen.

Doch zunächst einige persönliche Überlegungen zu Gebäuden, die meiner Meinung nach zu meiner positiven Gesundheit beitragen.

Gesundes (Büro-)Gebäude aus meiner Sicht
Was sind wichtige Aspekte der Gebäudeplanung, die meine positive Gesundheit verbessern?

  • Körperfunktionen
    Erstens sind die Faktoren, die meine Körperfunktionen beeinflussen (Licht, Luft, Temperatur, Schall, Pflanzen …), wichtig, um sich gesund zu fühlen. Die Frischluftversorgung hilft mir zum Beispiel, mich gut zu konzentrieren. Die Luftqualität ist für die meisten Menschen sehr wichtig. Aus diesem Grund wird viel zum Thema Belüftung geforscht. Unter anderem wird das Forschungsgebiet der Natural Intelligence untersucht, in dem die Weisheit der Natur genutzt wird, um Entwürfe intelligenter zu gestalten. Ein Blog darüber wird später folgen.
  • Teilnahme
    Ein weiterer wichtiger Teil meiner positiven Gesundheit ist die Teilnahme. Deshalb ist für mich auch die Begegnung mit der anderen Person in einem Gebäude ein wichtiger Faktor. Erfreulicherweise wird dem auch im Gestaltungsprozess immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt, mit verschiedenen Räumen für unterschiedliche Bedürfnisse: um zusammen arbeiten zu können (Besprechungsraum), um sich auszutauschen (eine gemütliche Kaffeeecke) oder um sich eine Weile isolieren zu können (ein ruhiger Raum).
  • Lebensqualität
    Architekten probieren auf der physischen Ebene alle möglichen Dinge aus, in Bezug auf Form, Farbe und Materialien, wie z. B. organische Architektur. Dieser Stil gefällt mir persönlich, wie zum Beispiel das neue Triodos-Büro in Zeist. Diese Erscheinung gibt mir ein glückliches Gefühl. Die Menschen haben eine Beziehung zur Natur. Eine Richtung von Designern konzentriert sich auf Designs, die auf die Natur basieren, biophiles Design, unter der Annahme, dass Menschen Designs auf Naturbasis von Natur aus lieben, dem kann ich persönlich zustimmen. Mehr dazu in einem späteren Blog.
  • Sinn
    Ein dritter wichtiger Aspekt, der mir aus gesundheitspolitischer Sicht wichtig ist, hat mit Sinn und Idealen zu tun. Welche Auswirkungen hat ein Gebäude auf die Welt und ihre Ökosysteme? Trägt sie zur Regeneration von Ökosystemdienstleistungen in ihrer Umwelt bei? Die Grenzen unseres Ökosystems sind in Sicht, weshalb mir die zirkuläre Gestaltung und die Berücksichtigung versteckter Kosten wichtig sind. Für mich trägt ein nachhaltig gebautes Gebäude dazu bei, dass ich mich in einem Gebäude glücklich und dankbar fühle.

Kurz gesagt, für mich ist es ein gesundes Gebäude: ein organisches Design, in dem ich gut zusammenarbeiten kann, gebaut aus natürlichen Materialien, die die Umwelt bereichern. Das trägt zu meinem Glück, meiner Inspiration und meiner positiven Gesundheit bei!

Profit für wen?
Ein gesundes Gebäude bringt nicht nur gesundheitliche Vorteile für Sie selbst: mehr Energie, Konzentration und Lernfähigkeit, sondern auch einen Mehrwert für Ihre Familie, die Gesellschaft und Ihren Arbeitgeber. Deshalb ist es gut, mit Ihrer Schule oder Ihrem Arbeitgeber zu sprechen, insbesondere wenn Sie umziehen oder renovieren. Dies ist eine großartige Gelegenheit, eine Win-Win-Situation zu schaffen. Insbesondere für Schulen bietet ein gesundes Gebäude viele Vorteile, wobei der größte Vorteil eine bessere Konzentrations- und Lernleistung ist. Und 1% weniger krankheitsbedingte Fehlzeiten durch ein gesundes Gebäude, das für viele Arbeitgeber bereits einen sehr günstigen Return of Investment bietet. Aus diesem Grund sind Arbeitgeber und Schulen zunehmend daran interessiert, in Gesundheit zu investieren. Das zeigt sich meiner Meinung nach auch daran, dass immer mehr Arbeitgeber mit gesundem Verhalten helfen, durch Achtsamkeitstraining oder sehen Sie z.B. die Partnerschaften mit Green Habit. Auch die Investitionen in ein gesundes Gebäude werden deshalb zunehmend erforscht.

Was ist für Sie ein gesundes Gebäude? Und wie können wir die Werte der positiven Gesundheit in eine Investition in ein gesundes Gebäude, z.B. eine Schule oder ein Büro, umsetzen? Lassen Sie es mich wissen [email protected] oder über Healthy Building Network.


Die Veröffentlichung des zweiten Teils dieses Blogs erfolgt am 20.07.2020.

Viersen/ Venlo, 06. August 2020

Unsere gebaute Umwelt beeinflusst uns- eine Tatsache, die zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen können. Ob bewusst oder unbewusst: was wir sehen, riechen und tasten wirkt sich unmittelbar auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus. Beides kann durch die richtige Gebäudeplanung bzw. Raumgestaltung positiv beeinflusst werden. Harmonische Design- und Farbgebung, durchdachte Materialauswahl, passende Belichtung, gute Belüftung und Lärmreduktion- alles Mittel, derer Sie sich bedienen können, um eine gesunde oder gesundheitsfördernde Umgebung zu schaffen.

Bereits die Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege, Florence Nightingale, war sich dieser Tatsache bewusst und forderte schon im 19. Jhdt. mehr Fenster, frische Luft und weniger Lärm für Krankenhauspatienten. Doch auch die moderne Architekturpsychologie beschäftigt sich mit diesen Fragen. So beobachtete 1984 der amerikanische Forscher Roger Ulrich zwei Patientengruppen nach einer OP. Dabei lag eine Gruppe in Patientenzimmern mit Blick auf die Mauer eines Gebäudes, die zweite dagegen konnte in die Natur schauen. Das Ergebnis war eindeutig: Die Patienten der zweiten Gruppe benötigten nachweislich weniger Schmerzmittel, sie durchlebten weniger Komplikationen, litten seltener an negativer Stimmung und konnten letztlich auch nach kürzerer Verweildauer die Klinik verlassen.

Die Effekte der s. g. „Healing Architecture“ konnten seitdem in weiteren Studien belegt werden. Bisher existieren weltweit etwa tausend Studien, die belegen können, dass auch das Umfeld den Heilungsprozess positiv beeinflusst. So sinkt bspw. Ihr Blutdruck, die Herzfrequenz verringert sich und es wird weniger Stress empfunden. Auch an der TU Berlin wird seit einigen Jahren weiter an diesem Thema geforscht.

Doch auch bei gesunden Menschen wirkt eine sorgfältig bedachte Gebäude- und Raumgestaltung. Ein Mittel, um dies zu erreichen ist das s. g. „Biophilic Design“. Die „Liebe zum Lebendigen“, beschreibt unser angeborenes Bedürfnis nach Kontakt zur Natur. Das innovative Konzept beschäftigt sich mit den Möglichkeiten Menschen auch in Gebäuden und Räumen mit der Natur zu verbinden, indem eine natürliche oder naturnahe Lebens- und Arbeitsumgebung geschaffen wird. Denn wir verbringen über 90% unserer Zeit in Gebäuden und haben so nur bedingt Kontakt zu unserer natürlichen Umwelt. Und bereits kleine Maßnahmen, auch im Bestand, können viel bewirken und unser Wohlbefinden und unsere Kreativität steigern, uns zufriedener und letztlich auch produktiver machen.

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt das Krefelder Unternehmen Interface Deutschland GmbH. Sie wollen mehr darüber erfahren? Klicken Sie hier.

Foto: Anastasia Araktsidou